Ob Globalisierung, Umweltschutz oder Gesundheitsrisiken: bei vielen politischen Problemen sind die Bürger/innen heute in ihrer Rolle als Verbraucher/innen betroffen. Auch bei den klassischen Streitthemen der Ökologiebewegung, Gentechnik und Atomkraft, wird inzwischen auf die Wahlfreiheit der Verbraucher/innen gesetzt. Diese sollen selbst entscheiden dürfen, ob sie Atomstrom oder Ökostrom, Genprodukte oder Biolebensmittel bevorzugen. Auf diese Weise soll die Verbraucheröffentlichkeit die Wirtschaft gleichsam von unten steuern, indem sie die kollektiven Vorstellungen des »guten« Konsums definiert. Die qualitative Unterscheidung zwischen gutem und schlechtem Konsum liegt jedoch quer zu der rein quantitativen Frage, ob man möglichst viel konsumieren oder dies gerade vermeiden sollte. Dr. Michael Beetz, Soziologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, analysiert in seinem Gastbeitrag vor diesem Hintergrund die Rolle der Konsumkultur in Wirtschaft und Gesellschaft. Obgleich zahlreiche Produkte untrennbar mit dem Image eines moralisch »guten« Konsums verbunden sind, gibt es keine universelle Konsumethik mit absolut gültigen Normen. Trotzdem lassen sich die Aspekte Distinktion, Weltläufigkeit, Innovation und technische Kontrolle in gewisser Weise als Syndrom der Konsumgesellschaft schlechthin begreifen, wohingegen die Kriterien Solidarität, Regionalität, Tradition und Natürlichkeit mit einer konsumkritischen Gegenbewegung identifiziert werden können.
Beteiligung in Schule und Kindergarten
Die demokratische Beteiligung von Eltern und Kindern gehört in Schulen, Kindergärten, Kindertagesstätten oder anderen pädagogischen Einrichtungen zum Alltag. Alle genannten Institutionen sind deshalb für Kinder, Eltern und Lehrer/innen immer auch ein Lern- und Praxisfeld für Demokratie und demokratisches Handeln.
Die sog. Elternvertretungen in Grundschulen und weiterführenden Schulen werden je nach Bundesland auch Elternbeirat, Elternrat, Elternausschuss, Elternkuratorium oder Elternpflegschaft genannt. Der Bundeselternrat ist die Arbeitsgemeinschaft der Landeselternvertretungen in Deutschland. Die Einrichtung von Elternvertretungen ist in den Schulgesetzen aller Bundesländer vorgeschrieben. Aufgrund der Bildungshoheit der Bundesländer sind neben den Gremienbezeichnungen auch die Aufgaben und genauen Mitwirkungsrechte zwischen den einzelnen Bundesländern uneinheitlich geregelt. Jedoch gibt es bundesweit ähnliche Strukturen und Ziele. Grundsätzlich gilt: Elternvertretungen sollen eine vertrauensvolle Zusammenarbeit von Schule und Elternhäusern ermöglichen und Eltern an allen wesentlichen, die Schule betreffenden Entscheidungen beteiligen.
Partizipation ist auch das Wesen der Schülervertretung, die mit verschiedenen Beteiligungsrechten im Schulrecht verankert ist. Schülerinnen und Schüler arbeiten nicht nur in den Mitwirkungsmöglichkeiten der jeweiligen Schule, sondern sind auch in Landesvertretungen organisiert. Die Bundesschülervertretung ist mittlerweile in die Bundesschülerkonferenz, die wiederum aktuell grundlegend umstrukturiert wird.
Neben der gesetzlich vorgeschrieben Elternbeteiligung binden manche Schulen, zum Teil in Kooperation mit den Kommunen, Schülerinnen und Schüler auch über sog. Kinder-, Jugend- oder Schulparlamente in demokratische Prozesse in Schule und Gemeinwesen ein.
Auch in Kindergärten und Kindertagesstätten ist die Elternvertretung gesetzlich vorgeschrieben. Die Wahlen zum Elternbeirat der Kindertagesstätten werden in den Landesausführungsgesetzen der Bundesländer zum Kinder- und Jugendhilfegesetz gesetzlich geregelt.
- Koop, Alexander: Der Schülerhaushalt – Ein Modell der Kinder- und Jugendbeteiligung in Schulen und Kommunen (5/2014), pdf
- Tramm, Jürgen: Die Modellschulen für Partizipation und Demokratie in Rheinland-Pfalz (5/2014), pdf
- Abendschön, Simone: Kinder und Politik? Ergebnisse einer Studie zum Demokratielernen (8/2012), pdf
- Regner, Michael / Schubert-Suffrian, Franziska: Partizipation und Demokratie in Kindertagesstätten (8/2012), pdf
- Zwiener, Susanne: Kinder mischen mit – Das Kinderparlament in Hilden (4/2011), pdf
- Hansen, Rüdiger / Knauer, Raingard: Was Kitas brauchen, um Kinderstuben der Demokratie zu werden (21/2008), pdf