Forumtheater zum interkulturellen Dialog, wie es das Forumtheater inszene e.V. durchführt, ermöglicht einen direkten Kontakt der Betroffenen zur Politik. Im Forumtheater, das ursprünglich der brasilianische Theatermacher Augusto Boal entwickelt hat, werden Konflikte auf der Bühne in Szene gesetzt und durch mitspielende Zuschauer/innen verändert. Das Publikum wird auf mehreren Ebenen angeregt, Veränderung herbeizuführen: Zum einen die eigene Handlungskompetenz im Konflikt: was können wir selbst tun? Zum anderen die strukturelle Ebene: was kann von Seiten der Politik und Verwaltung oder von institutioneller Seite getan werden, um das Problem zu entschärfen bzw. die Betroffenen zu unterstützen? Friderike Wilckens-von Hein, Initiatorin und künstlerische Leitung von Forumtheater inszene e.V., stellt in ihrem Gastbeitrag ausführlich die Forumtheaterveranstaltungen von inszene zu Frauenschwimmen, einem Generationenprojekt zur Einbürgerung und zu Kinderarmut vor. Dabei wird deutlich, wie Menschen über das Theater ins Boot geholt werden, die sich sonst eher mit der Unzufriedenheit über ihre Lebensituation und die gesellschaftliche Realität zurückziehen und sich kaum äußern. Die Autorin schildert auch die gründliche Vorbereitung und Nachwirkung dieser Theaterprojekte durch die Einbeziehung möglichst vieler kommunaler Akteure. »Je mehr gesellschaftliche Gruppen und Ebenen einbezogen werden, desto effektiver verwebt sich das Theater mit der Politik und dem Leben.«
Beteiligung in Schule und Kindergarten
Die demokratische Beteiligung von Eltern und Kindern gehört in Schulen, Kindergärten, Kindertagesstätten oder anderen pädagogischen Einrichtungen zum Alltag. Alle genannten Institutionen sind deshalb für Kinder, Eltern und Lehrer/innen immer auch ein Lern- und Praxisfeld für Demokratie und demokratisches Handeln.
Die sog. Elternvertretungen in Grundschulen und weiterführenden Schulen werden je nach Bundesland auch Elternbeirat, Elternrat, Elternausschuss, Elternkuratorium oder Elternpflegschaft genannt. Der Bundeselternrat ist die Arbeitsgemeinschaft der Landeselternvertretungen in Deutschland. Die Einrichtung von Elternvertretungen ist in den Schulgesetzen aller Bundesländer vorgeschrieben. Aufgrund der Bildungshoheit der Bundesländer sind neben den Gremienbezeichnungen auch die Aufgaben und genauen Mitwirkungsrechte zwischen den einzelnen Bundesländern uneinheitlich geregelt. Jedoch gibt es bundesweit ähnliche Strukturen und Ziele. Grundsätzlich gilt: Elternvertretungen sollen eine vertrauensvolle Zusammenarbeit von Schule und Elternhäusern ermöglichen und Eltern an allen wesentlichen, die Schule betreffenden Entscheidungen beteiligen.
Partizipation ist auch das Wesen der Schülervertretung, die mit verschiedenen Beteiligungsrechten im Schulrecht verankert ist. Schülerinnen und Schüler arbeiten nicht nur in den Mitwirkungsmöglichkeiten der jeweiligen Schule, sondern sind auch in Landesvertretungen organisiert. Die Bundesschülervertretung ist mittlerweile in die Bundesschülerkonferenz, die wiederum aktuell grundlegend umstrukturiert wird.
Neben der gesetzlich vorgeschrieben Elternbeteiligung binden manche Schulen, zum Teil in Kooperation mit den Kommunen, Schülerinnen und Schüler auch über sog. Kinder-, Jugend- oder Schulparlamente in demokratische Prozesse in Schule und Gemeinwesen ein.
Auch in Kindergärten und Kindertagesstätten ist die Elternvertretung gesetzlich vorgeschrieben. Die Wahlen zum Elternbeirat der Kindertagesstätten werden in den Landesausführungsgesetzen der Bundesländer zum Kinder- und Jugendhilfegesetz gesetzlich geregelt.
- Koop, Alexander: Der Schülerhaushalt – Ein Modell der Kinder- und Jugendbeteiligung in Schulen und Kommunen (5/2014), pdf
- Tramm, Jürgen: Die Modellschulen für Partizipation und Demokratie in Rheinland-Pfalz (5/2014), pdf
- Abendschön, Simone: Kinder und Politik? Ergebnisse einer Studie zum Demokratielernen (8/2012), pdf
- Regner, Michael / Schubert-Suffrian, Franziska: Partizipation und Demokratie in Kindertagesstätten (8/2012), pdf
- Zwiener, Susanne: Kinder mischen mit – Das Kinderparlament in Hilden (4/2011), pdf
- Hansen, Rüdiger / Knauer, Raingard: Was Kitas brauchen, um Kinderstuben der Demokratie zu werden (21/2008), pdf