»Open Space«, also ohne festen Themenkatalog zu diskutieren, das ist zumindest noch ungewohnt für viele Bürgerinnen und Bürger. »Um ein solches Treffen erfolgreich durchzuführen, ist es wichtig, frühzeitig die Bürger einzubeziehen, viel Öffentlichkeitsarbeit zu leisten und möglichst das Treffen schon von einer Gruppe vorbereiten zu lassen«, meint Susanne Prill vom Stadtteilbüro Groß Klein. Anfang 2001 wurde das Büro gegründet, um die Umstrukturierungen im Stadtteil zu begleiten. Nach der Wende hatte sich die Einwohnerzahl der Arbeiter-Siedlung nahezu halbiert, weil viele Bewohner abwanderten. Daher wurde im November 2001 zu einem offenen Planungstreffen eingeladen, bei dem besprochen werden sollte, wie das Wohnen in Groß Klein wieder attraktiver werden könnte.

Der Titel des Treffens war absichtlich weit gespannt: »Zu Hause in Groß Klein«. Alle Themen und Probleme sollten angesprochen werden können. Statt Experten-Vorträgen sollten dabei die Bürgerinnen und Bürger miteinander ins Gespräch kommen und beweisen können, auf welchen Gebieten sie selbst Experten sind. Die Resonanz auf die Einladung war deutlich höher als erwartet. Zum Motor der Veranstaltung wurden dann die Kinder des Viertels, die als erste ganz unbefangen ihre Probleme und Wünsche äußerten. Daraufhin meldeten sich dann auch viele Erwachsene zu Wort. So kristallisierten sich mehrere Themen heraus, wie zum Beispiel »Gegen Gewalt«, »Begegnungszentrum – Wachstadt statt Schlafstadt« oder »Identität«, die in kleineren Arbeitsgruppen nun diskutiert wurden. Ganz im Sinne von Open Space konnte jeder Teilnehmer tun, wozu er Lust hatte: In einer Arbeitsgruppe diskutieren oder wieder aufstehen und gehen, draußen Kaffee trinken oder im Foyer mit anderen ein Schwätzchen halten. So entstand eine angenehme und produktive Atmosphäre, in der viele Forderungen geäußert und zusammengefasst werden konnten. Schließlich einigte man sich auf vier Kernforderungen, die in Angriff genommen werden sollten, darunter die Gründung eines Begegnungszentrums und die bessere Verkehrsanbindung des Stadtteils.

Schon bei den Vorbereitungen zu dem Treffen waren eine Stadtteilzeitschrift und eine Arbeitsgruppe »Bürgerzentrum« entstanden. Mit Hilfe der Quartiersmanagerin wurden nach dem Treffen konkrete Projekte angeschoben, wie zum Beispiel die Gründung eines Begegnungszentrums oder eine Initiative, die das Image des Stadtteils verbessern möchte. Auch die Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort und mit der Stadtverwaltung wurde immer besser. Zwar konnte noch nicht alles umgesetzt werden, so wartet der Stadtteil immer noch auf einen Autobahnanschluss, aber durch das Engagement der Bürgerinnen und Bürger haben solche Anliegen bei der Stadt heute einen höheren Stellenwert als früher, glaubt Susanne Prill. Eins steht für sie daher heute fest: »Auch in Zukunft werden wir in Groß Klein ›Open Space‹-Treffen organisieren.«

Adresse

Susanne Prill
Rostocker Gesellschaft für Stadtenwicklung
Stadtteilbüro Groß Klein
Taklerring 41
D-18109 Rostock
Telefon (03 81) 1 21 53 00
Telefax (03 81) 1 21 53 02
E-Mail: S.Prill@r-g-s.de
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