Kultur

Seite 1: Engagement in der Kultur

Das Engagement in der Kunst- und Kulturlandschaft ist bunt, vielfältig und uneinheitlich. In sehr unterschiedlichen Formen und Zusammenhängen übernehmen Bürgerinnen und Bürger in allen möglichen Sparten freiwillig Verantwortung. Der Freiwilligensurvey 2009 hat deutlich gemacht, dass das Engagement im Bereich Kultur ebenso groß ist wie im sozialen Bereich. Der ehrenamtliche Einsatz engagierter Einzelpersonen ermöglicht mancherorts das Fortbestehen von Einrichtungen, die Durchführung von Veranstaltungen oder das Vorhandensein kultureller Aktivitäten im Gemeinwesen.

Kulturengagement hat eine lange Tradition: vom Mäzenatentum, das manche Kultureinrichtung erst ermöglichte, bis hin zur reichhaltigen Szene von Laienkultur mit all den Chören, Musikgruppen, Laientheatern, Brauchtumspflege etc.

Vielfältig sind die Organisationsformen und -formate:

  • Mitgliedervereine (Musik-, Geschichtsvereine)
  • Kulturvereine als Träger kultureller Veranstaltungen
  • Fördervereine und Freundeskreise von Kultureinrichtungen
  • Trägervereine hauptamtlich geführter Kultureinrichtungen
  • Projekte
  • Werkstätten
  • Veranstaltungen, Kulturfestivals

Sie alle bieten ein breites Spektrum von Engagementmöglichkeiten. Neben oder unabhängig von eigenen kreativen oder künstlerischen Aktivitäten umfasst bürgerschaftliches Engagement viele Tätigkeiten: von der Öffentlichkeitsarbeit über Veranstaltungsmithilfe, von der Leitung von Arbeitskreisen und Gruppen bis zur Vorstands- und Gremienarbeit.

 

Seite 2: Kultur und Engagement

Zum Kulturbegriff

Im Bericht der Enquetekommission des Deutschen Bundestages „Kultur in Deutschland“ werden unterschiedliche Kulturbegriffe vorgestellt:

  • Kultur als Sinnressource Kunst, indem ästhetische Spielräume entstehen, in denen Menschen sich gestaltend und ohne den Druck ökonomischen oder sozialen Nutzens ausprobieren können.
  • Kulturelle Vielfalt, in der das Zusammenleben verschiedener symbolischer Äußerungsformen zu einer kulturell reicheren Lebensform in der Gesellschaft führt.
  • Kultur als Lebenskunst, die jedem als Raum und Projekt der Sinnsuche offen stehen sollte.

 

Eine solche gesellschaftspolitische Vision der Bedeutung von Kultur eröffnet auch den Raum für das vielfältige freiwillige, bürgerschaftliche Engagement.

Externer Link

Stellungnahme vom Deutschen Kulturrat zu 10 Jahren Enquete-Kommission »Kultur in Deutschland« (2007 - 2017)

Herausforderungen und Initiativen

Die Verankerung von bürgerschaftlichem Engagement im Kulturbereich ist vielschichtig und nicht ohne Schwierigkeiten und Herausforderungen. So gibt es zwischen der großen Szene von Laienkultur und professionellem Künstlertum nicht nur Schnittstellen sondern auch ein deutliches Nebeneinander zwischen „Feierabend-Künstler/innen“ und Künstler/innen, die durch ihre Kunst ihren Lebensunterhalt verdienen. Dazu kommt, dass in dem finanziell oft prekären Markt Kultur häufig ein Manövrieren zwischen schwierigen Honorarbedingungen, aufwendigen Projektfinanzierungen und unbezahltem Engagement notwendig ist.

Ein weiteres Beispiel für die besondere Dynamik von Engagement im Kulturbereich: manche Kulturinitiativen sind aus einem ehrenamtlichen Engagement entstanden und haben die Institutionalisierung und finanzielle Absicherung mit bezahlten Stellen mühsam erkämpfen müssen. Die Sicherung hauptamtlicher Strukturen verdrängt dann teilweise das ursprünglich große freiwillige Engagement.
 
Gerade durch bürgerschaftliches Engagement, durch Projekte und Initiativen entstehen aber auch neue Ansätze und Wege, Kunst und Kultur lebendig zu halten und für alle zu öffnen.
Dazu gehören soziokulturelle Einrichtungen wie Kultur- oder Stadtteilzentren, in denen die kulturelle Bildung und die Kulturangebote in großer Selbstverständlichkeit neben eher sozialen Angeboten stehen. Auch im ländlichen Raum werden Projekte wie eine Kreativwerkstatt zu Orten des Engagements und der Gemeinwesenentwicklung. Oder auch herausragende Initiativen wie Kulturbusse oder Kulturlogen, die – ähnlich wie die Tafeln - mit viel freiwilligem Engagement die Teilhabe von Menschen mit geringem Einkommen ermöglichen. In Projekten wie „Keyworker“ oder „Kulturführerschein“ in NRW oder Bayern, nutzen vor allem Ältere ihre Kompetenzen dazu, andere, denen Kultur bisher fremd oder unzugänglich war, an Kunst und Kultur heranzuführen.

Seite 3: Organisationen & mehr

Organisationen & Hinweise

Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ)

Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) ist der Dachverband der Kulturellen Kinder- und Jugendbildung in Deutschland. Sie ist ein Zusammenschluss von 56 bundesweit agierenden schulischen und außerschulischen Institutionen, Fachverbänden und Landesdach­organisationen der Kulturellen Bildung. Die Mitgliedsorganisationen repräsentieren die unterschiedlichen Künste, Kultursparten und kulturpädagogischen Handlungsfelder. Sie sind Träger von kommunalen, landes- und bundesweiten, teils auch internationalen Einrichtungen, Projekten, Weiterbildungsangeboten und Wettbewerben. Im Netzwerk BKJ tauschen sie sich mit­einander aus, bündeln ihre Interessen, optimieren ihre Angebote und entwickeln ihre Strukturen weiter.

Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren e.V.

Die Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren e.V. engagiert sich als Dach- und Fachverband für die Anerkennung und angemessene Förderung der soziokulturellen Arbeit, vor allem auf Bundesebene. Mitglieder der Bundesvereinigung sind die jeweiligen Landesverbände, in denen derzeit ca. 470 soziokulturelle Zentren, Netzwerke und Initiativen in Deutschland organisiert sind. Die Bundesvereinigung selbst ist Mitglied in anderen bundesweiten und europäischen Netzwerken.

Deutscher Kulturrat

Der Deutsche Kulturrat ist der anerkannte Spitzenverband der Bundeskulturverbände, in dem sich 236 Bundeskulturverbände und Organisationen zusammen geschlossen haben. Er ist Ansprechpartner der Politik und Verwaltung des Bundes, der Länder und der Europäischen Union in allen kulturpolitischen Angelegenheiten. Ziel des Deutschen Kulturrates e.V. ist es, bundesweit spartenübergreifende Fragen in die kulturpolitische Diskussion auf allen Ebenen einzubringen.

FSJ Kultur

Das Freiwillige Soziale Jahr in der Kultur (FSJ Kultur) basiert auf den vier Säulen: Bildung, Kultur, Engagement und Jugend. Jugendliche von 16 bis 26 Jahren arbeiten ein Jahr lang in Vollzeit in einer Kultureinrichtung in Deutschland. In diesem Bildungsjahr ermöglichen Kulturpraxis, eigenverantwortliche Projektarbeit und Seminare Persönlichkeitsbildung und Kompetenzentwicklung. Freiwillige werden durch Begegnungen mit Kultur geprägt und bereichern mit ihrer Individualität und ihrem Engagement die kulturelle Praxis. Sie übernehmen Verantwortung. Mittels Projektaktivitäten und Initiativen bieten Kultureinrichtungen beteiligungsfreundliche Strukturen. Sie schaffen den Rahmen für das bürgerschaftliche Engagement Jugendlicher und gewinnen engagierte Mitstreiter/-innen und Impulse.

Kultur macht stark – Bündnisse für Bildung

2013 bis 2017 fördert das BMBF mit dem Programm »Kultur macht stark – Bündnisse für Bildung« Maßnahmen Kultureller Bildung, die von lokalen Bündnissen vor Ort geplant und durchgeführt werden. Umgesetzt wird das Förderprogramm gemeinsam mit 34 bundesweiten Verbänden und Initiativen, die dafür in einem wettbewerblichen Verfahren ausgewählt wurden. Die förderfähigen Maßnahmen umfassen alle künstlerischen Sparten und Kulturformen sowie interdisziplinäre Angebote und werden durch die 34 bundesweiten Verbände und Initiativen präzisiert.

Kulturpolitische Gesellschaft

Die Kulturpolitische Gesellschaft ist ein bundesweiter Zusammenschluss kulturpolitisch interessierter und engagierter Menschen aus den Bereichen Kulturarbeit, Kunst, Politik, Wissenschaft, Publizistik und Kulturverwaltung.  Ihre Mitglieder verstehen sich als kulturpolitische Arbeitsgemeinschaft, die sich in den alten und neuen Bundesländern für eine zeitgemäße und demokratische Kulturpolitik engagiert, damit Kunst und Kultur die ihr angemessene Förderung in der Gesellschaft erfahren können.