Parolen Paroli bieten

Ziel

Sprachlosigkeit überwinden; Schlagfertigkeit üben; hilfreiche Erwiderungen auf Beleidigungen und Provokationen finden.

Rahmen

Wandzeitung, Stifte, Stühle; Dauer: 20-40 Minuten.

Ablauf

Sammeln von Beschimpfungen, Beleidigungen, Provokationen
In der Gesamtgruppe werden zunächst Beschimpfungen, beleidigende Äußerungen und provokative Redewendungen aus den eigenen Erfahrungsbereichen gesammelt und auf einer Wandzeitung notiert. Diese bilden das Material für die folgende Übung, die in zwei Varianten durchgeführt werden kann:

Variante 1: Eine/r in die Mitte
Die Gesamtgruppe steht im Kreis. Eine Person geht in die Mitte und sucht sich von der gesammelten Liste der Beschimpfungen, Beleidigungen und Provokationen eine Redewendung aus. Dann stellt sie sich vor eine beliebige Person im Kreis und »schleudert« ihr die gewählte »Parole« entgegen. Diese antwortet spontan mit dem, was ihr einfällt. Die in der Mitte stehende Person geht eine Person weiter, beleidigt erneut (mit derselben Provokation), bekommt eine Antwort, eine Reaktion, usw. Am Ende sucht sie sich die Antwort oder Reaktion aus, die ihr am besten gefallen hat. Diese Person macht weiter. Die Übung wird solange fortgesetzt, wie es die Gruppe möchte.

Auswertung
Eine Auswertung erübrigt sich meistens. Allerdings ist es nützlich, während der Übung einige gute Erwiderungen oder Reaktionen festzuhalten. Wenn ausgewertet werden will, hier einige Fragen:

  • Worum geht es mir in dieser Situation?
  • Was ist mein Ziel? Was ist mir wichtig?
  • Was ist eine eskalierende Reaktion/Antwort?
  • Was ist eine deeskalierende Reaktion/Antwort?
  • Welche Reaktionen/Antworten finde ich für mich überzeugend und warum?


Variante 2: Drei auf den Stühlen
Die Gruppe sitzt im Halbkreis. Am offenen Ende des Halbkreises stehen drei Stühle. Auf dem mittleren Stuhl nimmt eine Person aus der Gruppe Platz. Sie sucht sich von der gesammelten Liste der Beschimpfungen, Beleidigungen und Provokationen eine Redewendung aus und spricht die gewählte Parole zur Gruppe hin.

Die beiden Stühle neben ihr können nun aus der Gruppe besetzt werden. Wer sich auf einen freien Stuhl setzt, sagt zur Person in der Mitte mögliche Anwort- oder Reaktionssätze. Die mittlere Person spürt in sich hinein, was diese Sätze in ihr auslösen und teilt mit, ob sie sie ansprechen oder nicht. Auf Nachfragen des Trainers/der Trainerin gibt sie einen weiteren Hinweise darauf, was die Antwort- oder Reaktionssätze an Gefühlen, Gedanken oder Impulsen bei ihr auslösen.

Danach wiederholt die Person auf dem mittleren Stuhl erneut ihre »Parole«. Die Gruppe probiert solange aus, bis die Anspracheform gefunden ist, die der Person in der Mitte für ihre ausgewählte Parole geeignet erscheint. Sie gibt ihren Platz für eine andere Person frei und die Übung beginnt von vorn.

Bei dieser Übung ist es gut, vor Beginn noch einmal darauf hinzuweisen, dass es nicht um richtige oder falsche Antworten und Reaktionen geht. Erst über das Experimentieren mit verschiedensten Sätzen, gerade auch solchen, die uns von vornherein als ungeeignet erscheinen, wird es möglich, sich langsam an den gesuchten Satz oder die für diese Situation geeignete Reaktion heranzutasten.

Eine Auswertung ist in aller Regel nicht erforderlich.

Literaturtipp

Kölner Trainingskollektiv für gewaltfreie Aktion und kreative Konfliktlösung