Denk-Muster

Jeder Mensch ist einzigartig und individuell in der Fähigkeit seiner Wahrnehmung der ihn umgebenden Welt und Wirklichkeit und in seinem Denken und Fühlen in Bezug auf diese Wahrnehmung. Gleichzeitig sind wir jedoch auch konditioniert, d.h. geprägt von den Werten und Denkweisen unserer jeweiligen Kultur und Gesellschaft. Schon als Kindern wird uns durch Lob und Tadel der Eltern »Erwünschtes« und »Unerwünschtes« beigebracht, und von der Schule bis zum Eintritt ins Arbeitsleben zeigen uns Noten den Weg zum »richtigen" Denken, zur »Vernunft«, zum endlich »Erwachsensein«.

Dies ist ganz normal und kann gar nicht anders sein. Wir sollten nur nicht übersehen, dass das, was wir am Ende an Werten und Denk-Strukturen aufgenommen haben, keineswegs das einzige und schon gar nicht das einzig "richtige" Denken ist. Zu anderen Zeiten und an anderen Orten wird die Welt anders wahrgenommen, es wird ganz anders gedacht und geurteilt. Und der Zustand unserer Welt lässt kaum den Schluss zu, dass wir in der einzigen und bestmöglichen Weise denkend mit ihr umgehen.

Wenn wir persönlich und gesellschaftlich nicht immer in denselben bekannten Sackgassen hängen bleiben wollen, dann müssen wir uns das Denken anschauen, das uns in die Sackgasse hineingeführt hat und nach Alternativen Ausschau halten, die uns wieder hinausführen.

Dies ist nicht ganz einfach, weil wir selten etwas von den Mustern und Strukturen erfahren haben, in denen wir denken, sondern meist nur von den Inhalten.

»Vernünftig« denken heißt bei uns z.B. in der Regel »logisch« denken, »rational« und »beweisbar« argumentieren. Die nicht beweisbaren, unlogischen Elemente einer Wirklichkeit bleiben außen vor, als wenn es sie nicht gäbe.

Was also sind nun Denk-Muster?

Beispiel

Als Mutter Theresa, Engel der Ärmsten, am Straßenrand in Kalkutta bei einem schmutzigen, sterbenden Mann kniete, und ihn pflegte, sagte ein amerikanischer Reporter zu ihr: »Das würde ich nicht für 1000 Dollar tun.« Sie erwiderte: »Ich auch nicht.«

Eine Aufgabe, die sich jeder kreativ denkende Mensch stellen kann, heißt schlicht, die mit den Problemen jeweils verknüpften Denk-Muster erkennen lernen, ihre Angemessenheit und ihre Leistungsgrenzen erfassen.

Eine weitere Aufgabe besteht im Kennenlernen der eigenen, ganz persönlichen Schwächen und Stärken in der Wahrnehmung der Welt und im eigenen Denken, sowie im entsprechenden Ändern und Bessern der erkannten »blinden Flecken« und Wahrnehmungsschwächen sowiedem Ablegen von Scheuklappen und Vor-Urteilen. Erst der spielerische Umgang mit verschiedenen Blickwinkeln, Wahrnehmungen, Betrachtungsweisen, Welt-Anschauungen, Mustern und Strukturen schafft die nötige Vielfalt im Denken, die nicht nur versucht, das Ende einer Sackgasse noch zu verlängern, sondern aus ihr herauszukommen.