Kriterienerfüllung – Ziele

Wenn es sich um Problemstellungen handelt, zu deren Lösung präzise Kriterien oder Ziele formuliert wurden, die mit der Lösung erfüllt werden sollen, dann kann - bei mehreren Lösungsalternativen - ein Profil der Kriterienerfüllung oder Zielerreichung als vergleichende Ideenbewertung erstellt werden.

Die Teilnehmer im Raum bilden die »Jury«, die mit ihrem versammelten Sachverstand die Bewertungen vornimmt und die Ergebnisse auf einer großen Plakatwand fest hält. Jeder Punktvergabe in der Bandbreite von -3 (= sehr schlecht) über 0 (= neutral) bis +3 (= sehr gut) geht eine Diskussion mit dem Ziel voraus, sich auf eine einheitliche Bewertung zu verständigen. Ist dieser Konsens nicht zu erreichen, müssen Minderheitenvoten kenntlich gemacht werden. Weichen die Meinungen erheblich voneinander ab, ist erst zu klären, ob man neutralen Sachverstand (Fachleute, Gutachter) einbinden kann, bevor der Bewertungspunkt vergeben wird.

Notfalls werden von zwei Gruppen, die »Meinungswelten« voneinander trennen, auch zwei verschiedene Profile der Kriterienerfüllung oder Zielerreichung erarbeitet. Allerdings bleibt dann trotzdem offen, wie mit diesen unterschiedlichen Einschätzungen entscheidungsmäßig verfahren wird. Das Problem verlagert sich nur von dem Schritt der Ideenbewertung zu dem der Entscheidungs»macht«. Auch dieses Problem ist nicht unlösbar. Hier sei auf die in der Bundesrepublik noch relativ neue Methode der Mediation, d.h. der Konfliktlösung durch Verhandlung verwiesen. Als Beispiel für eine Ideenbewertung über ein Profil der Zielerreichung sei das Arbeitsergebnis eines Workshops in einer hessischen Kleinstadt aufgeführt. Thema war der langjährige Streit über eine Umgehungsstraße, wobei es zwei Bürgerinitiativen gab, die die Straße wollten, und eine, die sie zu verhindern suchte. In gemeinsamer Arbeit mit Politikern, Verwaltung und Fachleuten wurden Ideen für alternative Verkehrsführungen entwickelt.

Ziele

A1 Verkehrsentlastung bzw. verträgliche Verkehrsbelastung in der Innenstadt (Realschulstr., Georg-August-Zinn-Str., Bruchweg, Carlo-Mierend-Str.)

A2 Entlastung bzw. verträgliche Belastung in: Mörsweg, Richer Str., Höchster Str., Am Schwarzen Berg von/für Durchgangs-, Quell- und Zielverkehr

A3 Eine verträgliche Belastung in den anderen Wohngebieten ist sicherzustellen.

B Verkehrsvermeidung hat Vorrang vor Verkehrsverlagerung

C Die Mobilität.für die Einwohner von Groß-U. ist sicherzustellen

D Die Verkehrserzeugung durch Siedlungspolitik und Stadtentwicklung ist zu minimieren

E Sicherung der Schulwege

F Sicherung der Bahnübergänge

Nachdem die zu erreichenden Ziele (Tabell oben) vorher im Konsens festgelegt worden waren, konnte man hinterher gemeinsam die Grade der Zielerreichung diskutieren und grob abschätzen (unten). Das Ergebnis zeigte, dass die »Nullvariante« (= nichts tun) angesichts der Probleme keine Lösung sein konnte (Alt. 1), dass die geplante Umgehungsstraße (Alt. 2) erhebliche Nachteile für andere Wohngebiete mit sich bringen würde und dass die neu entwickelten Ideen noch weitere Alternativen ergaben, die vermutlich besser abschnitten.

Bereits diese Spontanbewertung der neuen Ideen führte zu einem »Einfrieren« der Planungen der Umgehungsstraße und zum Auftrag an Fachleute, die neuen Alternativen fachlich genau zu prüfen.