Was Ressourcen sind, hängt vom Betrachter ab

Ressourcenorientierung ist ein wesentlicher Faktor des Gelingens. Es geht darum, die in einer Familie vorhandenen Stärken zu erkennen, wertzuschätzen und bewusst einzubauen. Doch was ist eine Ressource? Was sind Stärken? Mit diesen Fragen wollen wir uns im Anschluss befassen. Danach stellen wir anhand einiger Praxisbeispiele unterschiedliche Aspekte vor, die in diesen Fällen jeweils als Ressource erkannt und erfolgreich genutzt wurden. Im dritten Teil dieses Kapitels geben wir praktische Hinweise für die Ressourcensuche.

Was Ressourcen sind, hängt vom Betrachter ab

Der Begriff der »Ressource« hat seit einigen Jahren in der Sozialen Arbeit Hochkonjunktur. Der Duden definiert »Ressource« als ein »Hilfsmittel zur Bewältigung einer Aufgabe.« Im lateinischen Ursprung steckt das Wort »Hervorquellen«. Beides gibt Hinweise darauf, warum Ressourcen gerade im psychosozialen Bereich einen so hohen Stellenwert haben. Idealerweise können sie aus Menschen selbst »hervorquellen« und ihnen bei der Lösung bestimmter Herausforderungen in ihrem Leben hilfreich sein.

Nennen wir es persönliche Stärken, Fähigkeiten, Kompetenzen, Talente oder auch individuelle Eigenheiten, Besitztümer, Kontakte und Wissen. Das alles (und noch vieles mehr) können Ressourcen sein. Es liegt allein im Auge der Betrachterin! Eine Ressource wird erst zur Ressource, wenn sie als solche wahrgenommen und interpretiert wird! Das trifft in unserem Zusammenhang sowohl auf die Familienmitglieder zu als auch auf die Praktiker/innen: Alle entscheiden für sich selbst, wie sie etwas wahrnehmen und wie sie es interpretieren. Oft hängt es vom Kontext ab, d.h. davon, wozu etwas als Ressource nutzbar sein könnte.

Sie alle kennen folgendes Phänomen: Ich kann meine Tochter als meckernd und bockig, aber auch als Person mit einem starken Willen und entsprechender Durchsetzungsfähigkeit betrachten. Beides stimmt. Es hängt von der jeweiligen Betrachtungsperspektive und dem Zusammenhang der Situation ab. Wie ich etwas im jeweiligen Fall sehen will, so zeigt es sich meistens auch. Das bekannte Phänomen der sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Meist haben beide Sichtweisen irgendwie recht, zumindest in dem Sinne, dass die Wirklichkeit stets eine Konstruktion unserer selbst und unserer Betrachtungsweisen ist. Real ist allein, wie ich mich zu etwas in Beziehung setze. Nach diesem Verständnis gibt es keine von der Beobachterin unabhängige Wirklichkeit. Alles hat zwei Seiten und die berühmte Medaille bekanntermaßen sogar drei!